Kooperation mit der Osnabücker Kindertafel im Schülertreff

Die NOZ berichtet: Kindertafel Osnabrück versorgt schon 40 Schulen.

Es gibt in Osnabrück Schüler, die ohne Brotdose zur Schule kommen und hungrig im Unterricht sitzen würden, wenn nicht die Kindertafel ihnen ein kostenloses Frühstück anbieten würde. Die Schule an der Rolandsmauer in Osnabrück war 2011 die erste Schule, zu der die Kindertafel gekommen ist. „Wir haben gemerkt, dass wir hungrige Schüler hatten“, sagt Schulleiter Frank Böttger. Doch Armut ist und bleibt ein Tabuthema. „Manche haben nichts zu essen dabei und sagen trotzdem, sie wollen gar nichts“, berichtet Böttger.

Seine Schule bot zunächst Schulobst für alle aus dem EU-Schulprogramm an und nahm dann Kontakt zur Osnabrücker Tafel auf. So fing es vor 14 Jahren an. Die Pädagogen der Schule an der Rolandsmauer stellen das Essen einfach bereit, und wer Hunger hat, bedient sich. So wird niemand stigmatisiert. Inzwischen versorgt die Kindertafel in Stadt und Landkreis Osnabrück 40 Schulen und soziale Einrichtungen mit Lebensmitteln.

Im Frühstücksraum im Gebäude der ehemaligen Hauptschule Innenstadt zwischen Katharinenkirche und Verwaltungsgericht duftet es nach frisch aufgebackenen Brötchen, ab 7.30 Uhr füllt sich der Raum nach und nach mit Schülern. Manche schmieren sich ein oder mehrere Brötchen, packen sie ihn die bereitgestellten Papiertüten und gehen direkt wieder. Die meisten Schüler aber setzen sich und unterhalten sich beim Essen. Ein typisches Frühstück eben. Vor allem um die Schulsozialarbeiter bilden sich Gruppen, ein paar Schüler spielen am Tischkicker. Es gibt Äpfel und Bananen, kleingeschnittene Paprika und Gurke, aber auch Cornflakes. Als Brötchen-belag stehen heute Frischkäse, Marmelade, Käse und Wurst bereit. Auch vor Böttgers Büro steht eine große Schüssel mit Obst, und je nachdem, wie viel vom Frühstück übrig bleibt, gibt es auch dort noch Brötchen. Am Ende des Schultages sei alles weg, sagen Böttger und Schulsozialarbeiterin Louisa Heese.

Die Lebensmittel für die Kindertafel werden extra dafür frisch eingekauft. Es handelt sich also nicht um übrige gebliebene Ware aus Supermärkten, wie sie in den Ausgabestellen der Tafel verteilt wird, erklärt Tafel-Chef Hermann Große-Marke. 6000 Euro im Monat gebe die Kindertafel dafür aus, so Große-Marke. Ablehnen müsse er keine Schule, im Gegenteil, man freue ich über jede neue. Gymnasien seien bislang nicht unter den Nutzern – ein Zeichen dafür, dass Bildungserfolg in Deutschland nach wie vor mit dem Einkommen zusammenhängt. Finanziert wird die Kindertafel komplett aus Spenden. Spenden, die teilweise von den Schulen selbst kommen. Den Erlös aus dem letzten Schulfest etwa habe die Schule an der Rolandsmauer an die Kindertafel gespendet, sagt Schulleiter Böttger.

Die Schüler haben zum Teil einen langen Anfahrtsweg. Eine Schülerin berichtet, dass sie schon seit 5 Uhr auf den Beinen ist. Die Schule an der Rolandsmauer ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen. Das Land Niedersachsen lässt diese Schulform auslaufen, und auch die Schule an der Rolandsmauer wird in den nächsten Jahren abgewickelt. (...)

Die Gründe für den Bedarf sind vielfältig, sagen Schulleiter Böttger und Schulsozialarbeiterin Louisa Heese. Ein zu geringes Einkommen in den Familien ist der Hauptgrund. Insbesondere frisches Obst und Gemüse sei „so extrem teuer geworden“, sagt Heese.

Laut aktuellem Sozialmonitoring der Stadt ist fast jedes fünfte Kind in Osnabrück von Kinderarmut betroffen. 70 bis 80 Prozent der Schüler an der Schule an der Rolandsmauer bekämen Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes, sagt Schulleiter Böttger.

Tafel-Mitarbeiter Daniel Thüner, der die Kindertafel organisiert, ist selbst mit wenig Geld aufgewachsen. „Es ist wichtig zu zeigen: Dieses Problem ist real und allgegenwärtig“, sagt er, „und das nicht erst seit ein, zwei Jahren.“ 

(Quelle: NOZ 28.06.2025, Text Sandra Dorn, Fotos Swaantje Hehmann)